Abgebrannt

Unsere Zukunft nach dem Schulden-Kollaps

Autoren: Hanno Beck, Aloys Prinz

Verlag: Hanser, 2011, 1. Auflage 

Eine Krisenmeldung jagt die nächste. Griechenland kurz vor dem Aus, und die EU in einer ihrer schwersten Grundsatzkrisen seit Bestehen. Wer blickt da noch durch? Dieses wunderbare und lesbare Buch hilft Ihnen dabei! 

Warum sind Schulden nur manchmal ein Problem? Warum gab es schon oft Staatsinsolvenzen? Warum besteht die Welt danach trotzdem weiter und welche Fragen sollte man sich momentan stellen? Mit diesem Buch finden Sie etwas besser durch den Dschungel von Meldungen, Fachausdrücken und den vielen Diskussionen von Profis oder solche die dafür gehalten werden wollen.

 Die Autoren verstehen es gerade für wirtschaftlich weniger gebildete Menschen (die Rezensentin zählt sich dazu) einigermaßen verständlich zu machen, was sich gerade in Europa abspielt. Das Ganze auf hohem Niveau (also manche Seite musste sie dann doch mehrmals lesen) und auf nachvollziehbare Weise. 

Hier nun der Inhalt:

Prolog: Bankrott, pleite, abgebrannt

1.    Eine kleine Geschichte der Staatspleiten

2.    Mehr Geld für die Hydra

3.    Spendierhosen runter!

4.    Gute Schulden, schlechte Schulden

5.    Wir bestellen, ihr bezahlt

6.    Zerbrochene Träume

7.    Ein einig Volk von Europäern

8.    Ein neues Haus für Europa?

9.    Der weg der Feiglinge

10. Die Bestie aushungern

Epilog: Löcher in der Tasche oder die Tage davor

Ausführliche Literaturhinweise und Register

Der werte Leser lernt, warum Schulden nicht gleich böse sind und warum ein Staat durchaus auch mit Hilfe von  Schulden Investitionen machen darf. Dann nämlich, wenn sie nicht dem Konsum sondern zukunftsträchtigen Aktivitäten dienen. Dies muss nicht unmittelbar erkennbar sein. Bspw. ist eine E5höhung des Kindergeldes in gewisser Weise eine Investition in den direkten Verbrauch. Da kommt zunächst für den Staat nichts bei rum. Baut man jedoch Autobahnen, so erhöht man die Wirtschaftskraft auf lange Sicht. Sicherlich wird hier nun mancher sehr sozial aufgestellte Mensch aufschreien. Denn Kindergeld ist ja die viel gepriesen Investition in unsere Zukunft. Doch man kann es halt auch anders sehen. „ Investitionen schaffen Werte, Konsum verzehrt diese Werte. Und Sozialausgaben sind de facto Konsum, nämlich der Konsum jener Bürger, die das Geld vom Staat bekommen.“ (S. 66) 

Und das tut dieses Buch ständig: Die Dinge einmal anders zu betrachten. Die Sprüche von Politikern einmal aus einem anderen Licht zu betrachten, und leider erkennen zu müssen, wie sehr wir alle vernebelt und leider oft für dumm verkauf werden. 

Man beginnt zu begreifen wie schwierig die Lage ist und wie verzwickt jede Antwort sich darstellt, betrachtet man deren Konsequenzen. Einerseits gingen schon häufig und seit langem Staaten immer wieder bankrott. Also: Warum jetzt nicht? Andererseits hängen wir alle mit drin. Auch erkennt man wie wenig wir alle uns in Wirklichkeit an die gesetzten Regeln halten. Die Maastrichtkriterien wurden fröhlich von Deutschland und längst vielen anderen Ländern gebrochen, ohne all zu große Konsequenzen. Wozu helfen dann überhaupt Regeln?

Platt gesagt, gibt der Mensch und auch ein Staat so lange Geld aus, solange er kann. Punkt. Erst wenn die Konsequenzen so weh tun, dass es einfacher ist Regeln einzuhalten, sind wir bereit zur Verhaltensänderung.

„Wie stellt man sicher, dass sich der Schuldnerstaat an die getroffenen Vereinbarungen hält, und wie sorgt man dafür, dass die Anreize, einen Staatsbankrott in Kauf zu nehmen, so gering wie möglich gehalten werden?...“ (S. 230) Es gibt keine eindeutige Antwort darauf. Doch ein paar Ideen, welche Wege erfolgsversprechender sind als andere. Dies möge man mir verzeihen, steht der Rezensentin nicht zu, dies hier platt zusammen zu fassen.

Das Buch gehört mal wieder zur Pflichtlektüre für alle, die ein wenig hinter die Kulissen blicken wollen und gewillt sind, such durch eine äußerst komplexe Materie ein wenig leichtfüßiger hindurch zu bewegen. Die Autoren laden mit einem Augenzwinkern, und zugleich fachlich kompetent zu diesem Wanderweg der Tal- und Bergfahrt ein. 

Viel Spass dabei!

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