Das Kollegenhasserbuch

Autoren: Jonathan Littman / Marc Gershon
Verlag: Hanser, 2010, 1. Auflage

Fühlen Sie sich manchmal auch etwas unwohl, wenn Teamarbeit als eine der wichtigsten Fähigkeiten für eine gute Führungskraft oder einen guten Mitarbeiter genannt wird? Denken Sie manchmal heimlich, wie schön es ist, wenn der Flur mal leer ist und Sie einfach für sich alleine sein dürfen? Dann sind Sie hier richtig! Endlich dürfen Sie es öffentlich sagen: Kollegen sind immer wieder mehr als nur hinderlich.


Aus dem amerikanischen übersetzt, ist der Titel etwas sperrig. Ursprünglich heisst es einfach: „I hate people“.


Die beiden Autoren entledigen sich sehr humorvoll dem Mythos des Teamarbeiters, des Hohenliedes der so wahnsinnig produktiven Teamarbeit und den Zumutungen unserer modernen Arbeitswelt in Form von Großraumbüros und ähnlichem.

Sie erfinden daher den „Solisten“ als Gegenstück und rufen die Leser auf, die eigenen Solistenpotenziale zu entdecken und auszubauen, eben um produktiv und kreativ sein zu können. Diese Solisten arbeiten zwar nicht immer als Einzelkämpfer, jedoch wählen sie aus, wann sie alleine und wann lieber in Gesellschaft leben und arbeiten wollen. Bspw. bauen sie sich dann temporäre Ensembles auf, zu denen sie sich vielleicht sogar andere Solisten einladen, um gemeinsam und zugleich jeder für sich, eine Idee zu entwickeln oder ein Projekt umzusetzen. Nach getaner Arbeit wendet sich jeder wieder seinen eigenen Themen u und freut sich über eine gelungene Netzwerkarbeit. Man bleibt in Kontakt und weiss dass man beim nächsten mal wieder bereit ist dem anderen mit Ideen zur Seite zu stehen.

Wann ist man nun ein heimlicher oder schon öffentlicher Solist? Witzige Checks helfen dem Leser dabei, dies herauszufinden:

Quiz: Bin ich ein Solist?
A)    Ich arbeite am liebsten .... am Tag für mich alleine
1.    eine Stunde
2.    zwei Stunden
3.    vier Stunden
4.    den ganzen Tag
...
C)    Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich in einem Team mit ... arbeite
1.    zehn oder mehr Leuten
2.    sieben bis neun Leuten
3.    fünf bis sechs Leuten
4.    zwei bis viel Leuten
5.    niemandem
...
E)    Was ich gewöhnliche mache, wenn ich morgens ins Büro komme:
1.    Ich bringe Berliner und Kaffee für alle mit.
2.    Ich begrüße die anderen und frage sie, ob sie einen schönen Abend hatten.
3.    Ich nicke den Leuten zu, denen ich auf meinem Weg zu meinem Büro begegne.
4.    Ich gebe ein Grunzen von mir und gehe schnurstracks in meine Büro.
5.    Ich gehe schnurstracks in meine Büro.
....“ (S. 84)

Klar, wer die meisten Punkte hat, ist ein guter Solist, alle anderen können das Buch getrost zur Seite legen, sie eignen sich nicht für diese Rolle.

Da unsere Arbeitswelt jedoch für Solisten nicht vorgesehen ist, müssen diese kleine Tricks anwenden, um zu überleben bzw. um ihre Potenziale abrufen zu können. Die Autoren bieten vielfältige Tipps an. Sei es den geschickten Umgang mit Störern, die alle paar Minuten wegen Nichtigkeiten an der Türe stehen, sei es der richtige Umgang mit Mails (bspw. nur einmal am Tag, bestenfalls abends beantworten um dann erst am nächsten Tag die Antwort zu kriegen um sie erst dann beantworten zu müssen) oder das verstärkte Nutzen von Telearbeit u.ä. zunehmender Beliebtheit erfreuen sich auch Cafes mit Wireless, in denen man mit Gleichgesinnten (meist sitzen da auch Solisten herum) gemeinsam in Ruhe gelassen wird.

Hier ein paar, der zehn meistgehassten Kollegentypen:
-    Der Knüppelwerfer
-    Der Trickser
-    Der Bulldozer
-    Der Minutendieb
-    Der Nichtwisser
-    Das Büroschaf
Alle werden treffend als Störenfriede entlarvt, ob sie das nun offen zeigen oder sich hinter angeblicher Hilflosigkeit verstecken. Dazu werden Tipps geliefert, wie man sich jedem einzelnen am schlauesten widersetzt und sein eigenes Solistendasein schützt.

Auch sollte man sich Inseln und Höhlen schaffen, die einem Abgeschiedenheit schenken. Ob dies nun ein bestimmtes Stück rasen in einem Park ist, den man täglich für eine Stunden aufsucht um für dich zu sein, oder ein Zimmer zu Hause, das einem gehört, oder eben ein Platz in einem Cafe. Viele erfolgreiche Solisten werden zitiert, die berichten, was sie taten, um ihre Aufgaben zu erfüllen, welche persönlichen Plätze sie fanden, welche Tricks sie erfanden um ihr Solistentum zu erweitern.


Also aufatmen
: Endlich gilt man nicht mehr als asozial oder teamunfähig: Ein Loblied auf das Solistentum! Damit wir uns endlich würdigen und uns nicht mehr verstecken in der Menge derer, die wir eigentlich gar nicht um uns haben wollen! ☺

Nach-oben-SymbolDrucker-Symbol