Das GOOGLE Imperium

Google kennt dich besser als du denkst

Autor: Lars Reppesgaard

Verlag: Murmann, 1. Ausgabe 2008

Warum ist dieses Buch (fast) eine Pflichtlektüre? Weil es uns mit einem der wichtigsten Medien des 21. Jahrhunderts vertraut macht.  Dass es dabei um Google geht darf als Aufhänger gelten. Wichtiger ist möglicherweise die Chancen und Risiken moderner Technologie, die wir uns alle bewusst machen sollten.

Google ist zur Marke geworden, mit der so ziemlich jeder, der mit dem Internet zu tun hat, mit „Suchen“ verbindet. Ähnlich wie ein „Tempo“ für so ziemlich alle Papiertaschentücher steht, ist Google ein Synonym für vieles rund ums Internet. Dahinter steht jedoch ein reales Unternehmen. Und darum geht es hier. Aufstieg dieses Imperiums und seine Bedeutung in der New Economy.

Der Autor liefert viele Hintergrundinfos zu den Gründern, zu der Philosophie und den Zielen von Google. Die Unternehmenskultur drückt sich sowohl in der Mitarbeiterführung (bspw. frei essen soviel man will, keine festen Arbeitszeiten etc. ) als auch der Gestaltung der Räume in und um das Googlegebäude aus. Wer Lust hat, kann auf Google Earth recht genaue Einblicke auf das Gelände und die witzig  bunte Googlewelt werfen.

Die unterschiedlichen Ideen, Projekte und umgesetzten Erweiterungen zeigen welche konsequente Marketingstrategie Google verfolgt: DIE Suchmaschine der Welt zu werden. In Deutschland besitzt sie bereits 80% Marktdurchdringung. Schwieriger ist es in den osteuropäischen und asiatischen Ländern. Dies hat zum einen mit politischen (bspw. will China keine transparente Internetsuchmaschine) und linguistischen (es dauerte lange, bis die Suchmaschine in der Lage war asiatische Schriftzeichen oder die rumänische Sprache zu erfassen) Gründen.

Die angeblich so „gute und ethisch korrekte Unternehmensphilosophie“ zeigte erste Schwachstellen als es darum ging, sich durch die chinesische Zensur durchzudrängen. Ergebnis: Google gab nach und akzeptierte eingeschränkte Zugriffe für die Bevölkerung. Damit zeigte Google, dass es eben doch käuflich ist.

Großprojekte sind inzwischen die Erfassung der gesamten Weltliteratur und die kontinuierliche Erweiterung der Google Earthsoftware in Richtung Erfassung der realen Welt mit Hilfe von Kameras und Infos zu allen möglichen Orten. Google-Routenplaner zeigen damit bereits jetzt schon sowohl interessante Informationen als auch viele Fotos und 3-D Animation der gewünschten Umgebung.

Geld wird vor allem mit Werbung auf den Seiten verdient. Hier macht die eher zurückhaltende Werbung bei vielen Nutzern positiven Eindruck. Man fühlt sich nicht zu sehr gestört und kann doch themenspezifisch eigene Werbung gezielt platzieren.

Ein wesentlicher Teil des Buches beschäftigt sich auch mit den Risiken der Datensammlung. Beim lesen dieser potentiellen Möglichkeiten merkt man, wie lächerlich die Diskussion um Datenschutz oft ist: Die Technik ist bereits viel weiter und längst wäre es möglich den gläsernen Surfer zu identifizieren. Aufgrund der Wege die jeder von uns durch den Cyberspace geht, aufgrund der unterschiedlichsten Cookies die gesetzt werden, aufgrund unserer hohen Bereitschaft immer wieder übers Internet Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen und dafür persönliche Daten Preis zu geben, hätte Google die Möglichkeit sehr genaue Angaben über die meisten von uns her zu stellen. Momentan behauptet Google dies nicht zu wollen und auch nicht zu tun. Man möchte es glauben. Doch was passiert wenn Google seine Philosophie ändert? Oder die Gesetze sich ändern und Regierungen Zugriff verlangen?

Als Fazit kann man jedem nur raten, regelmäßig die eigene Festplatte zu reinigen, so wenig wie möglich Cyberserver zu nutzen und vor allem unterschiedliche Suchmaschinen und Produkte zu nutzen. Bislang sind diese noch untereinander getrennt.

Alles in allem ein lesenswerter Beitrag zu unserer Welt. Vieles steckt noch in den Kinderschuhen. Doch der Autor prophezeit zu recht: Wahrscheinlich wird sich die Geschichte mit hoher Geschwindigkeit weiter entwickeln. So lange es Leute gibt wie die Googlemitarbeiter, die einfach die Grenzen des Möglichen austesten und entsprechend erweitern wollen, kann man davon ausgehen, dass ethisch-moralische Bedenken hier auch sehr interpretationsfähig und dehnbar sind. Eben wie überall auf dieser Welt und in all den heiß diskutierten Themen.

 

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