Geh nie alleine Essen!

Und andere Geheimnisse rund um Networking und Erfolg

Autor: Keith Ferrazzi / Tahl Raz

Verlag: Börsenmedien, 2007, 1. Auflage

 

Für die eher formal korrekten Deutschen ist dieses Buch sicherlich ein Überraschungspaket. Der Autor ermuntert und ermutigt zum unkonventionellen und freundlichen Kontakten. Direktes und offensives Vorgehen gehört ebenso dazu, wie der Rat durchaus auch einmal persönlich zu werden.  Vor allem als Grundhaltung empfiehlt er, mehr zu Geben als Nehmen! Der Rückfluss kommt dann ganz von alleine.

Auf jeden Fall inspirierend und vor allem sehr leicht und erfrischend zu lesen! Praxisnahe Tipps sind garantiert.
 

„Networking auf amerikanisch“ wäre sicherlich auch denkbarer Untertitel für dieses Buch. Die typische amerikanische Erfolgsgeschichte hat diese Tipps und praxisnahen Ratschläge zum Aufbau funktionierender Geschäftskontakte geprägt. Vom Arbeitersohn aus ärmlichen Verhältnissen schaffe es Herr Ferrazzi zum Berater der wichtigen Leute in Amerika zu werden. Hilary Clinton im Flugzeug begleiten zu dürfen, bei den großen Zeitungen wie New York Times und Forbes in null Komma nichts Artikel zu veröffentlichen etc etc. .

Seine teilweise recht unorthodoxen Wege brachten ihm den beschriebenen Erfolg, den er hier weitergeben will.

Nun zum Inhalt:

Zwischen den großen Kapiteln gibt es kleine Kurzbiographien von Menschen, die aus seiner Sicht seine Thesen gelebt haben und ebenfalls den beschriebenen Erfolg brachten. Es sind Persönlichkeiten die er „grosse Connectors“ nennt, wie Dale Carnegie, Dalai Lama, Benjamin Franklin etc…

Die Kapitel selbst sind:

1.      Die geistige Haltung

  • Nicht aufrechnen
  • Wie lautet Ihre Mission?
  • Das Genie der Unverfrorenheit

2.      Fähigkeiten

  • Namen sammeln
  • Der kunstgerechte Umgang mit dem Torwächter (Dahinter verbirgt sich die Assistentin desjenigen den man kennen lernen möchte. Also die Chefsekretärin)
  • Teile deine Leidenschaften mit anderen
  • Die Kunst des Plauderns

3.      Machen Sie Verbindungen zu Verbündeten

  • Gesundheit, Vermögen und Kinder
  • Klingeln – und zwar ständig
  • Ankergäste (das sind Menschen die selbst ein großes Netzwerk haben und durch die man Zugang zu neuen Kreisen bekommt) finden und füttern
  • ….

4.      Hoch spielen und zurückgeben

  • Seien Sie interessant
  • Bauen Sie Ihre eigene Marke auf
  • Verbreiten Sie Ihre Marke
  • In die Nähe der Macht gelangen
  • Finden Sie Mentoren, finden Sie Schützlinge- und noch einmal von vorne
  • Ausgleich gleich Unsinn
  • …..

Sein Tenor ist vergleichbar mit dem Spruch aus der Bibel:

Geben ist seliger als nehmen. Einfach deswegen, da seiner Meinung nach die Dinge sowieso zu einem zurückkommen in die man investiert hat. Vielleicht nicht unbedingt jetzt und hier und so wie man es erwartet hat, sondern irgendwann und dann zum rechten Zeitpunkt.

Sie finden jetzt eine lose Sammlung markanter Zitate, die Ihnen einen Geschmack der grundlegenden Tipps und Ansichten geben werden. Auch wenn aus dem Zusammenhang genommen werden Sie Ihnen etwas Inspiration sein können:
 

  • „Ein Netzwerk funktioniert exakt, weil man gegenseitig anerkennt, dass man einander braucht. Es gibt ein stillschweigendes Einverständnis. Dass die Investition von zeit und Energie in persönliche Beziehungen mit den richtigen Menschen eine Dividende abwirft.“ (S. 28)
  • Wenn man jemanden bspw. bei einer Veranstaltung anspricht, den man schon länger kennen lernen wollte sollte man sich vorher ein wenig schlau gemacht haben über die Person: „Als ich auf die Vorstandssitzende XY stieß erwähnte ich, dass sie ja auch Marathon laufen würde. Worauf sie entsprechend überrascht und erfreut reagierte und fragte woher ich das wisse. Ich scheue mich nie, meine Recherche zu erwähnen so antwortete ich:  „Ich gebe mir besondere Mühe, mich über die Menschen zu erkundigen, die ich kennen lernen möchte“ war die unverblümte Antwort.“ (S. 103)
  • „Treiben Sie Menschen auf, die ganz anders aussehen, handeln, klingen als Sie. Holen Sie sich Ideen von Menschen, mit denen Sie normalerweise nicht sprechen würden und die in völlig unterschiedlichen Berufswelten leben, die Sie normalerweise nicht bereisen würden.“ (S. 189) 
  • „Das bedeutet, dass der Markt heute Kreativität über reine Kompetenz und Expertenwissen über allgemeines Wissen stellt. Wenn das, was man tut, eigentlich jeder tun kann, dann findet sich immer jemand, der bereit ist es für weniger Geld zu tun. Ein Beleg dafür sind all die Arbeitsplätze die nach Bangladesh und nach Bangalore abwandern. Nur von einem hat noch niemand herausgefunden, wie man es outsourcen kann – die Schöpfung neuer Ideen.“ (S. 288)
  • „Was gegenseitigen Nutzen angeht, sollte man am besten zuerst Hilfe bieten und nicht darum bitten. Wenn es jemanden gibt, dessen Wissen Sie brauchen, finden Sie eine Möglichkeit, wie Sie dieser Person von Nutzen sein können. Überlegen Sie, welche Bedürfnisse sie hat und wie sie ihr helfen können.“ (S. 386)

Manchmal wirkt seine Vorgehensweise für deutsche Ohren etwas brachial. Zugleich gibt der Erfolg ihm recht. Er verbindet persönliche Interessen mit den beruflichen und deklariert dies als Teil des Erfolgsrezeptes. Man soll sich mit Menschen umgeben die man mag, mit denen man gerne zusammen ist. Wo hierzulande ja noch die Meinung vorherrscht privates und berufliches zu trennen, macht er am liebsten mit Freunden Geschäfte. Denn gegenseitiges Vertrauen ist einer der wichtigen Klebstoffe für Networking.

Nicht alles ist 1:1 zu übertragen doch vieles ermutigt und lässt eigene Hemmungen kleinlich erscheinen. Auch verschwiegt er nicht wie oft er abblitzte, wie viele Absagen er einsteckte und wie viel Hartnäckigkeit es braucht um wirklich „nach oben“ zu kommen.

Auch wenn es nicht darum geht nun eben ganz oben zu landen, findet hier wohl jeder wertvolle Tipps und ermutigende Hinweise ein tragfähiges Netzwerk entstehen zu lassen. Leicht und amüsant zu lesen ist das Buch dazu.

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