Systemisch denken und handeln

Personale Systemtheorie in Erwachsenenbildung und Organisationsberatung

Autoren: G. Volmer, E. König

Verlag: Beltz 2004

Das Wesentliche auf einen Blick: Mit diesem Buch sind Sie - besonders als Berufseinsteiger - gerüstet für die bewusst systemisch gesteuerte Durchführung von Gesprächen, Seminaren und Teambegleitungsprozessen. Dies nicht, weil so viel Neues auftaucht, sondern eher weil - für den Kenner - Wohlbekanntes gut aufbereitet und sehr übersichtlich gegliedert kompakt angeboten wird. Von hier aus können Sie getrost in spezifischere Gebiete vertiefend einsteigen.

In folgende sechs Hauptkapitel gliedert sich, didaktisch folgerichtig, das Werk:

1. Grundlagen: Systemmodell und Menschenbild der sog. "Personalen Systemtheorie", hauptsächlich in Fortführung des Ansatzes von Gregory Bateson. Dieser von König und Volmer geprägte Begriff definiert Menschen - im Gegensatz zu Niklas Luhmann - nicht zur Systemumwelt gehörend, sondern selbst als Systemelemente. Damit rückt Selbstverantwortung und die Fähigkeit Einfluss zu nehmen mehr in den Mittelpunkt.
2. Diagnose und Intervention: Diagnose sozialer Systeme und typische systemische Interventionen werden mit vielen praxisnahen Checklisten dargeboten. Folgende Leitfragen ziehen sich schematisch durch sämtliche Kapitel:
   
   • Welche systemrelevanten Personen gibt es?
   • Welche subjektiven Deutungen diese Personen betreffend gibt es?
   • Welche sozialen Regeln beeinflussen das Verhalten untereinander?
   • Welche Regelkreise bestimmen die Beziehungen untereinander?
   • Was kennzeichnet sowohl die materielle als auch die soziale Umwelt?
   • Welche Entwicklungen und Regelkreise sind beobachtbar?

3. Forschungsmethoden: Interview, Fragebogen und Beobachtung werden unterschieden und vom ausführlicher dargestellten Konstruktinterview abgegrenzt.
4. Personale Systemtheorie und Erwachsenenbildung: Hier wird differenziert zwischen Auftraggeber-, Teilnehmer-, Leitungs-, und Veranstaltungssystem.
5. Personale Systemtheorie und Organisationsberatung: Coachingmethoden als auch eine Einführung in systemische Organisationsberatung, bei der die "Personale Systemtheorie" als Weiterentwicklung bereits bestehender systemischer Methoden verstanden wird, sind hier Inhalt. Hier ist neben einem OE-Prozess in einem Unternehmen besonders ein ausführlicher Entwurf für einen systemischen Schulentwicklungsprozess hervorgehoben (soll das der Wink mit dem Zaunpfahl für potenzielle Kunden in den Verwaltungen sein?).
6. Systemkompetenz: In Abgrenzung zur Sozialkompetenz und Führungskompetenz wird sie hier als Fähigkeit, Chancen und Risken in sozialen Systemen zu erkennen, Freiräume erfolgreich zu nutzen und diese Systeme verändern zu können, bezeichnet.

Durchgängig ist die praxisnahe und von vielfältiger Erfahrung geprägte Darstellung der Inhalte als sehr leserfreundlich anzuerkennen. Es macht Spaß, auch einfach die Seiten nach vorne oder hinten zu durchblättern und dabei in eigene Arbeitserfahrungen abzuschweifen. Mühelos gelingt anschließend erneut der Einstieg in die schlüssige Beschreibung. Viele Checklisten für die unterschiedlichsten Situationen dienen zur Vor- und Nachbereitung für Gespräche und Veranstaltungen.

Die Zielgruppe:
Hier finden Sie besonders als "junger" Personaler, beginnende Trainer, Beraterinnen und Moderatorinnen Anregungen und pragmatisch fundierte Praxishilfen für Ihre alltägliche Arbeit - mit Einzelnen, Teams und Gruppen. Auf die Zielgruppe der "Anfänger" weist auch der Schluss dieses Buches hin: Hier geht es um die Systemkompetenz beim beruflichen Einstieg. Mit dem Preis von � 29.90 wird es sicherlich immer wieder in die Hand genommen werden und Ihnen schon beim Durchblättern Tipps und Anregungen geben. Sicherlich versteht sich das Buch mehr als Einführung und Hinführung für ein systemisches Organisationsverständnis und weniger als ausgefeiltes Fachbuch zum Thema. Dafür ist es jedoch für ein breites Publikum gut geeignet und zeigt, dass "Systemik", auch ohne sie theoretisch genau zu kennen, schon länger in Bildungs- und Beratungssettings eine wichtige Rolle spielt. Dass es für Fortgeschrittene manchmal etwas plakativ und zu stark verallgemeinernd wirken wird, sollte trotz der 3 Sterne deutlich gesagt sein. Man kann es halt nicht jedem recht machen.