Warum sind Berater manchmal kontraproduktiv?

Wie manche von Ihnen wissen, bin ich selbst - neben meiner Tätigkeit als Beraterin - Teamleiterin von 14 Mitarbeitern. Da wundert es mich manchmal, was ich in der Beraterliteratur - also quasi von Kollegen - so alles zu lesen bekomme. Manches scheint mir doch etwas weit weg, von der Realität einer Führungskraft.

Daher möchte ich Ihnen heute als Kollegin in der Führung schreiben. 

Hier ein paar Aspekte, die ich in der Beratungsszene etwas vermisse:

  • Ein wesentlicher Aspekt scheint mir der "gesunde Menschenverstand" zu sein. Das tun, was sich natürlicherweise anbietet, wenn man grundsätzlich einigermaßen fair mit sich und den Mitarbeitern umgeht.
  • Die Aspekte "Macht", "Angst vor Machtverlust" scheinen mir wenig ernst genommen zu werden. Dies halte ich für eine berechtigte und notwendige Überlegung. Gerade die Notwendigkeit die eigene Macht zu kennen, den eigenen Spielraum auszuloten und damit gleichzeitig auch die Grenzen des eigenen Einflusses bewusst in das eigene Handeln ein zu beziehen. Die eigene Macht bspw. gelegentlich bewusst zu maskieren, kann manchmal die eigene Position mehr stärken als sich deutlich und laut bei Wort zu melden.
  • Oft werden Führungskräfte aufgefordert ihre inneren Werte deutlich zu zeigen und dafür offensiv einzustehen. Dies halte ich nur für bedingt empfehlenswert. Wir werden nicht dafür bezahlt missionarisch Werte zu leben - wenn man nicht gerade Pfarrer ist. Sondern unsere Arbeit laut Arbeitsvertrag zu erfüllen. Hier scheinen Berater teilweise in eine moralisierende Richtung zu tendieren.
  • Nicht jeder von Beratern empfohlene Handlungsbedarf ist wirklich notwendig. Man schafft natürlich Wirklichkeiten, in dem man den Blick auf die veränderungsbedürftigen Punkte legt. Dafür werden Berater bezahlt. Damit verdienen sie ihr Geld. Ihnen das anzukreiden, ist so ähnlich wie den Banken vor zu werfen, dass sie Geld verdienen wollen. Zugleich muss man ja nicht unbedingt mitspielen, sondern kann den Blick auf das werfen was gut läuft, und den Rest einfach einmal akzeptieren. Um damit Geld sparen, das woanders vielleicht pragmatischer benötigt wird.
  • ......

Diese Liste ließe sich mühelos weiter führen. 

Mein Anliegen ist, Ihnen Mut zur Kritik an Beratern zu machen. Letztlich müssen wir als Führungskräfte mit den Menschen um uns weiterleben, während Berater längst woanders ihre "fachlichen Irritationen" verkaufen. 

Vertrauen Sie vorrangig auf sich selbst und die Kenntnisse über Ihre Organisation. Überlegen Sie erst dann, ob Ihnen eine Beratung einen echten Mehrwert geben kann.

Newsletter vom 24. Juni 2010

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