Geschäftsprozesse optimieren

 

Der Praxisleitfaden für erfolgreiche Reorganisation

Autoren: Best, Eva / Werth, Martin

Verlag: Gabler Verlag, 2003

Das Wesentliche auf einen Blick: Ein empfehlenswertes Werk für alle, die in ihrem Unternehmen (egal welcher Größe) wirklich "tabula rasa" machen wollen. Aber auch, wer für sich abklären möchte, ob und wie der eigene Arbeitsplatz, die eigene Firma optimiert werden kann. Also: eigentlich für alle, die irgendwie mit Arbeit zu tun haben!

Folgende Kapitel bauen aufeinander auf:

  1. Vorbereitung � Ein guter Anfang ist die Hälfte des Ganzen

    Hier geht es zuerst um die Auslöser für einen Umstrukturierungsprozess, welcher bekanntlich meist aus finanzieller Krise entspringt. Zu der Ursache gehört dabei auch die Vision, um allen Beteiligten klar zu machen, wie das Ergebnis aussehen könnte. Dies unterstützt motivierend die Mitarbeiter, auf die viel Arbeit, Unsicherheit und Veränderung wartet.


  2. Potenzialanalyse � Wer den eigenen Ausgangspunkt nicht kennt, dem nutzt die beste Landkarte nichts

    Eine sorgfältige Analyse, die sowohl zeitaufwendig als auch etwas "langweilig" weil sehr präzise sein muss, bezieht sich sowohl auf Kunden und Wettbewerber als auch die eigenen Kernkompetenzen.

    Es folgt eine differenzierte Prozessanalyse und Problemdiagnose. Erst wenn man genau weiß, wo, was, warum und wie getan wird, kann man die richtigen Prozesse optimieren. Eine Binsenweisheit und doch ist es oft die unscheinbare Aufgabe nebenbei, die bei genauerer Betrachtung großen Einfluss auf den Gesamtablauf haben kann. Hier beschreiben die Autoren sehr schön die unterschiedlichen Felder die nach Optimierungsmöglichkeiten durchforstet werden sollten:
    Sie nennen dies "Perspektive" bzgl. der Prozesse und Organisationsstruktur, der Technologie, der Erfolgsmessung, des Personales und der Unternehmenskultur. Eine knappe Checkliste folgt jeder Kurzdarstellung und gibt reichlich Denkanstöße.


  3. Redesign � Gratwanderung zwischen Kreativität und Faustregeln

    Diese Checklisten finden sich hier wieder. Jedoch jetzt bezüglich der Entwicklung von Redesign-Maßnahmen. So wird man durch den gesamten Prozess einer Neuorganisation geführt und erhält an jeder Station brauchbare Tipps und Anregungen.


  4. Umsetzung � Die neuen Prozesse in der Organisation zum Laufen bringen

    Begriffe wie "Change Manager", "Widerstand" und "Kraftfeld der Beziehungen" werden hier gestreift. Dass der Mensch als solcher erfolgsentscheidend sein kann, soll gezeigt werden. Ansatzweise kann man Anregungen für den richtigen Umgang mit den Betroffenen selbst erhalten. Dass Kommunikation zu den wesentlichen Führungsaufgaben gehört, ist wohl nicht besonders überraschend.


  5. Nachbereitung � Erfolg messen und Wissen konservieren

    Natürlich gehört zu jedem Projekt auch eine Evaluation. Die Erfolgsmessung und das Thema Wissensmanagement sollen Nachhaltigkeit und Kontinuität der Reorganisation vermitteln.

Alle Kapitel sind überschaubar gegliedert und mit Hervorhebungen in der Lesbarkeit angenehm gestaltet. Viele Beispiele aus dem Berateralltag der Autoren liefern die gewünschten "Beweise" zur Untermauerung der Thesen.

Die konkrete Zielgruppe:
Um vorneweg dieses klar zu stellen: die Rezensentin hat Zweifel (auch wenn die Versuchung immer wieder groß ist, dies glauben zu wollen), ob die Wirklichkeit so berechenbar funktioniert, wie in dem Buch versprochen. Angesichts der zunehmend krisenhaften Situation in Deutschland dürften Arbeitsprozesse und Einflüsse auf diese ebenso zunehmend unberechenbar werden. Das vorliegende Buch sieht sich eher als Berater für einigermaßen einschätzbare Situationen. Die Fragwürdigkeit des Unterfangens spiegelt sich in unserer aktuellen Wirklichkeit.

Ebenso bleibt die Schwäche im Kapitel 4 offen: Die Menschen werden mit betriebswirtschaftlichen Methoden erfasst und bewertet. Hier sollten die Autoren lieber ihren psychologisch geschulten Kollegen den Vortritt lassen. Der "Faktor Mensch" als zu lösendes Problem ist mehr als ein Kapitel wert und komplexer als ein in "Kraftfeldanalysen" einsortierbares Objekt. Auch das extrem kurz gefasst Kapitel 5, in dem es um die Sicherung der Maßnahmen geht, lässt einige Wünsche offen.


Doch sehr positiv zu vermerken: fast unwillkürlich beginnt man beim Lesen eigene und beobachtete Arbeitsabläufe zu optimieren. Auch der Blick in den eigenen Alltag entlässt die Leser mit wacheren Augen. So bleibt als Zielgruppe jede Person, die Arbeitsprozesse berät oder selbst miterlebt.

Blendet man die genannten Zweifel aus, bietet dieser "Leitfaden" eine sehr einleuchtende und lesenswerte Grundlage für die Optimierung unterschiedlichster Arbeitsprozesse. Daher trotz der Schwachstellen: Lesenswert!

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