Das Dschungelbuch der Führung

Ein Navigationssystem für Führungskräfte

Autorin: Ruth Seliger

Verlag: Carl Auer, 2008, 1. Auflage

Mit diesem Buch ist das systemische Denken endgültig in der aktuellen Managementliteratur angekommen. Ein gut lesbares und praxisorientiertes Buch für alle die sich mit diesem Führungsansatz vertraut machen wollen.

Wenn Führungskräfte sich mit der Methode des systemischen Denkens beschäftigen, hatten sie es in den ersten Jahren ihrer Entwicklung mit einer Menge an komplizierten Theorien aus allen möglichen Wissenschaftszweigen zu tun. Wenig attraktiv für den Praktiker und kaum alltagstauglich.

Mit diesem Buch ist endgültig Schluss damit. Ein Weg durch den Dschungel so ziemlich aller führungsrelevanten Themen leitet die Autorin. Hier die großen Kapitel:
1.    Im Dschungel des Führebns (Es geht um die bisherigen beschreibungen wer eine gute Führungskraft ist: Führung durch Exoertise, als heledentat, als emotionale Bindung, etc.)
2.    Wozu Führung (Ein Rückblick auf die unterscheidelichen Bilder von Oragsnaitionen, von der Maschinenmetapher bis zum systemischen Verstehen)
3.    Die Landkarte von Führung: Leadership Map (Das selbstentwickelte Modell der Autorin bestehend aus Praxis, Profession und Prozess.)
4.    Dimensionen des Führens (Das Modell wird erläutert und sehr praxisnah herunter gebrochen. Die o.g. 3 Bereiche werden nochmals differenziert und präzise erläutert.)
5.    Das Beste zum Schluss: Positive Leadership( Ein Ausblick auf Positive Psychologie und anlehnende Themen, wirkt leider etwas aufgesetzt.)

Viele Fragen, denen sich die Leser stellen können, regen kontinuierlich eigene Denkprozesse aus. Man muss nicht allem zustimmen, immer mal wieder wirkt das Modell auch etwas oberflächlich. Doch wer will, hat genügend Möglichkeit das eigene Handeln kritisch zu überprüfen. Die eigene Rolle einmal anders zu denken und ermutigt das eigene Führen auch mal anders zu handhaben.

Hier ein paar Zitate, die sich wohl selbst erklären:
-    „Führung ist nicht nur unsichtbar, sondern wird nur dann bemerkt, wenn sie nicht statt findet (Ansichtssache , Anm. d. Rez.).“ (S. 17)
-    „Hinter dem Wunsch nach Offenheit und Authentizität steckt ein verständliches Bedürfnis, von anderen Menschen nicht hintergangen, hereingelegt und belogen zu werden. Offenheit und Authentizität erscheinen als Schutz gegen solche negativen Erfahrungen. Aber gerade hier zeigt sich der Nutzen von Rollen und Rollenklarheit. Einforderbares und berechenbares Rollenverhalten ist ein guter Schutz gegen Willkür und Verletzung.“ (S. 77) (Kann die Rezensentin aus eigener Erfahrung unterschreiben.)
-    „Führung handelt und wird erst im handeln beobachtbar. Führung wird daran gemessen, ob und wie sie handelt und welche Wirkungen diese Handlungen erzeugen.“ (S. 109)
-    „Organisationen haben das Besterben, sich von Menschen tendenziell unabhängig zu machen. Umgekehrt sind Organisationen für Menschen auch nur Mittel zum Zweck. .... Die Aufgabe von Mitarbeiterführung liegt darin, diese zwei derart unterschiedlich ausgerichteten Systeme so miteinander zu verbinden, dass dadurch produktive Leistungen für beide Seiten entstehen können.“ (S. 157)
Alles in allem bietet das Büchlein ( etwas über 200 Seiten) Diskussionsstoff und Orientierung für wesentliche Fragen der Führung.

Trotz der insgesamt guten Bewertung fällt einiges negativ ins Auge:
Warum die Autorin mit diesem Buch der Menge an Modellen ein weiteres hin zu fügt, erschließt sich nicht ganz. Tatsächlich bewegt sie sich damit durch viele führungsrelevante Themen. Wenn es ihrer Systematisierung hilft, kann man dieses weitere Modell hinnehmen, unterm Strich wirkt es jedoch etwas übertrieben, da sie im Buch selbst auch zusätzlich weitere Modelle von Kollegen und Beratern einführt und verwendet. Dieser Hang zum „neuen Modell“ ist in der gesamten Beraterszene fest zustellen und dient leider nicht der Übersichtlichkeit.

Eine gewisse Selbstüberschätzung der Systemiker ist auch diesem Buch anzumerken. Als ob nicht schon immer Unternehmen durch Veränderungen gehen mussten, gegangen sind und erfolgreich überlebten. Systemiker neigen dazu so zu tun als ob erst seit der Entwicklung dieser Methode, Manager in die Lage versetzt werden, ihr Unternehmen ernsthaft zu führen. Auch mangelt es Systemikern oft an der Wertschätzung betriebswirtschaftlicher Fakten und sie behandeln Unternehmen gerne ausschließlich als „kommunikative Gebilde“. Das ist einseitig und unvollständig. Auch die Tendenz andere Methoden und Instrumente sehr kritisch zu betrachten bzw. ab zu werten, stößt der Rezensentin unangenehm auf.  Hier wäre ein tatsächlich ganzheitlicher Blick auf die „harten Fakten“ die eben vorhanden sind, irgendwie auch objektiv messbar, angemessener und etwas bescheidener.

Doch jede Führungskraft wird das sowie so wissen. Sie wird sich mit der systemischen Haltung hoffentlich eine gewisse Rollenflexibiltät und Bereitschaft auch mal anders an das eigene Führungsgeschehen heran zu gehen, aneignen. Damit wäre schon viel gewonnen!

Daher dient es als Anregung für Führungskräfte und dient systemisch affinen  Beratern als gute Empfehlung für ihre Kunden.

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