Die Stars im Mittelstand

Autoren: D. Blommen, B. Bothe (Hrsg.)

Verlag: Frankfurter Allgemeine, 1. Auflage 2007

Wer behauptet, dass der Mittelstand Nachholbedarf hat sich den aktuellen Herausforderungen unserer Wirtschaft zu stellen, mag recht haben. Doch es gibt bereits erfolgreiche Unternehmen, die zeigen, dass es geht. In diesem Buch erfahren Sie was es zu beachten gilt und erhalten viele Tipps für eine erfolgreiche Transformation

Um mit dem kritischsten Aspekt des Buches zu beginnen, sei betont, dass sämtliche Autoren Partner der Unternehmensberatungsgesellschaft Droege & Comp. sind. So ist dieses Buch weniger eine Querschnittsbeschreibung aus unterschiedlichen Blickwinkeln der deutschen Mittelstandssituation. Sondern eine klar eingefärbte Beurteilung und Bewertung einer Beratungsfirma, die hier natürlich nur über ihre Erfolgsaktivitäten berichtet.

Hat man diese Grundvoraussetzung erkannt und akzeptiert, bietet sich ein konsequent und thematisch klar gegliedertes Werk zu vielen unternehmensrelevanten Fragen. Zu jedem großen Bereich gibt es ein Interview mit einem Geschäftsführer, bei dem die Beratungsgesellschaft scheinbar erfolgreich zu genau diesem Aspekt tätig war.

Hier die Themen:

1. Vorhang auf

2. Star sein, Star werden

3. Exzellenz in Führung und Organisation (Strategische Unternehmensführung, Führungssysteme, Fusionen etc. sind hier die Schlagworte.)

4. Finanzielle Exzellenz (Kosten flexibilisieren, allgemeines zum Finanzmanagement, Working Capital entlasten...)

5. Operative Exzellenz (Vertrieb, Innovation, Marketing, IT-Innovation, Bedeutung des Projektmanagements...)

6. Internationale Exzellenz (Internationalisierung des Mittelstands, Asien, USA...)

Die Kapitel sind unterschiedlich konkret bzw. abstrakt. Dafür ist wohl die jeweilige Beraterpersönlichkeit verantwortlich. Hier ein Beispiel für eine etwas verschachtelte Formulierung: „Neben der Beherrschung der gesamten Klaviatur der Optimierungshebel sind funktionierende Einkaufsprozesse und –strukturen eine entscheidende Voraussetzung, um die Effizienzreserven im Einkauf zu realisieren und abzusichern.“ (S. 199). Ja, so sollte es ein, dass es eben funktioniert von den Arbeitsprozessen her.

Diese Eigenschaft durchzieht das Buch: Einfache Selbstverständlichkeiten werden allzu oft in eine scheinbar anspruchvolle Formulierung verpackt.

Gut daneben im gleichen Oberkapitel der Beitrag zum Thema : Flexibel trotz Kostendruck: Supply Chain Management. Sehr konkret werden hier Tipps und Hinwiese gegeben, wie die Wertschöpfungskette vom Unternehmen zum Kunden und zurück effektiver zu gestalten ist.

Jeder Beitrag schließt übrigens mit einem knapp 2-seitigen Überblick. Zum einen die „essentials“ des Beitrags und mit einer „Checkliste“ an der man gut nachvollziehen kann was man im eigenen Unternehmen überprüfen sollte.

Für viele Mittelständler ist gerade der planerische und strategische Aspekt des Buches interessant. Auch im Hinblick auf das Thema „Familienunternehmen – Nachfolgeregelung“ gibt es interessante Hinweise. Ob die betonte Machbarkeit der Anpassung an die aktuellen Herausforderungen tatsächlich so erfolgreich funktioniert, scheint bezweifelbar. Vieles klingt wie eine Gebrauchsanweisung die man befolgen muss und dann klappt der Laden. Die Wortwahl der Autoren (Exzellenz, besonders viele Anglismen, „Liquidität royal“ etc.) suggeriert eine Art Elitedenken. Ob sich hier die häufig pragmatisch und bodenständig orientierten Mittelständler durchweg wiederfinden mögen, sollen diese selbst entscheiden. Auch bleibt vieles in der Beschreibung abstrakt und unkonkret. Zielgruppe sind wohl auch eher in den „Großen“ des Mittelstandes zu sehen. Wenigstens sind es diese, die in den Interviews zu den Themen zu Wort kommen (Miele, Altana...)

Letztlich ist die Ambivalenz der Rezensentin dieser Rezension sicherlich anzumerken. Gerade kleine Mittelständler fühlen sich möglicherweise in der Beschränktheit ihrer Spielräume wohl nicht durchgängig verstanden. Ebenso die nicht ganz uneigennützigen Hinweise sich doch bitte schön mit externen Beratern unter die Arme greifen zu lassen, wirken etwas aufgesetzt. Was durch die Interviews mit bereits beratenen Firmen verstärkt wird.

Doch werden die Inhalte sicherlich wertvolle Denkanstöße liefern. Die mittelständischen Unternehmen finden hier eine Art „Check up“ für Themen, denen sie sich stellen sollten. Welche Folgerungen sie dann ziehen, ist ihnen ja schließlich selbst überlassen.

Sollte ein Mittelständler dieses Buch lesen, wäre es sicherlich interessant zu hören, wie die Tipps für den Praktiker wirken

 

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