Seminare erfolgreich durchführen
Ein didaktisch methodischer Handwerkskoffer
Autor: R. Meier
Verlag: Gabal, 2003
Das Wesentliche auf einen Blick:
Dieses Handbuch, mit einem Umfang von 220 Seiten, liefert einen guten allgemeinen Überblick auf alle seminarrelevanten Themen. Es bietet, didaktisch gut präsentiert, Hinweise, Strukturierungshilfen und Methodensammlungen zur professionellen Durchführung von Seminaren, Vorträgen und allgemeinen Moderationsaufgaben.
Die CD-ROM stellt im 1.Teil in kurzen Videosequenzen beispielhafte Seminarsituationen dar. Der 2. Teil besteht aus einer karteikartenähnlich aufgemachten Methodensammlung.
Zum Inhalt:
Das Buch ist insgesamt in 11 Kapitel gegliedert, die ein Glossar zu wesentlichen Begriffen aus der Lektüre mit Erläuterungen einschließen. Die Kapitelthemen sind nach dem logischen Verlauf eines Seminars aufgebaut: Seminare beginnen (Vorbereitung, Erwartungsklärung, Einstieg), Vorträge halten (Rhetorik, Redestruktur, Körpersprache), Unterrichtsgespräche führen (Fragen initiieren, Diskussionen leiten), Übungen durchführen (Einzel.-, Partner.-, Gruppenübung), Medien einsetzen (Flipchart, Beamer, Stellwand, Overheadprojektor), Lerngruppen moderieren (div. Moderationstechniken), Teilnehmer motivieren (Wie motiviert man angemessen? Motivationsschwäche und deren Ursachen und Umgang damit), Lernklima verbessern (Gruppendynamik, Verhalten des Dozenten zur Gruppe), Problemen in der Lerngruppe begegnen (Konfliktbewältigung, viele Tipps für differenzierten Umgang mit schwierigen TeilnehmerInnen), Seminare abschließen (Auswertungsmöglichekeiten, Abschluss, Nachbereitung). Es folgt am Ende Stichwortverzeichnis und Literaturhinweis.
Die Kapitel sind alle nach dem gleichen Schema aufgebaut. Dies erhöht die Nachvollziehbarkeit deutlich. Zu Beginn stehen immer eine kurze Definition und einleitende Fragen, die später beantwortet werden. Dann folgt die Differenzierung der Unterpunkte. Hier wird mit Beispielen und praktischen Hinweisen ein lebendiges Bild der spezifischen Situationen geliefert. Mit dem Untertitel "Umsetzung" und "Fragen zum Verständnis" wird der Transfer der Inhalte in die eigene Gedankenwelt eingeleitet. Abschließend hat der Leser die Möglichkeit in der "Planungsaufgabe" eigene Notizen und Denkstützen zu notieren. In der sog. "Reflexionsaufgabe" werden Grundfragen des Kapitels wiederholt und können mit eigenen Worten wiedergegeben werden. Die Erlangung eines Zertifikates wird bei Ausfüllung dieser beiden Fragebögen in Aussicht gestellt.
Checklisten und Fragen mit Platz für Notizen lockern die Themen auf und regen immer wieder auch zwischendurch zur Selbstreflexion an.
Getreu nach Watzlawick, der feststellt, dass jede Kommunikation einen Inhalts- und Beziehungsaspekt hat, verbindet der Autor die Notwendigkeit, in einem Seminar sowohl Theorie zu vermitteln als auch die TeilnehmerInnen dort abzuholen, wo sie persönlich stehen. Mit ihren emotionalen Bedürfnissen nach Anerkennung, ihren individuellen Unsicherheiten und den gruppendynamischen Phänomenen in Systemen.
Grundsätzlich sind inhaltlich sehr viele seminarrelevanten Themen erfasst. Mir ist jedenfalls kein Wesentliches eingefallen, das fehlt. Dieser umfassenden Darstellung fällt dann jedoch die Tiefe der einzelnen Themen etwas zum Opfer. Wer also bspw. spezielle Fragen zu der Verwendung von bestimmten Medien hat, wird hier etwas unbefriedigt bleiben.
Die formale Gestaltung des Buches ist gelungen und dem Inhalt sinnvoll untergeordnet. Die Vermittlung von theoretischen Hinweisen und praktischen Tipps wird unterstützt durch die gelungene graphische Darstellung der Inhalte. Deutlich sichtbare Gliederungen in den Kapiteln erleichtern den Lerneffekt. So kann man durchaus bereits beim Durchblättern einzelne Stichworte (am Rand hervorgehoben) herausfiltern, um dann in den Text intensiver einzusteigen. Auch zum Nachschlagen einzelner Seminarbausteine (was sollte ich beispielsweise am Anfang besonders beachten?) eigenet sich dieser "Handwerkskoffer". Jedes Kapitel ist in sich abgeschlossen und kann daher getrennt von den anderen gelesen werden. Die gute Übersichtlichkeit geht etwas zu Lasten der Informationsdichte und Komplexität. Hier war dem Autor wohl die leichte Lesbarkeit und der eher didaktisch fokussierte Aufbau wichtiger.
Die CD-ROM:
Hier lässt die Qualität zu wünschen übrig. Die Videosequenzen wirken platt und veraltet. Die Beispiele sind deutlich konstruiert und lösten bei mir eher Ablehnung denn "Lernbereitschaft" aus. Sie dienen dazu, Thesen aus dem Buch im Film zu verdeutlichen. Auch werden sie am Ende der jeweiligen Kapitel als Reflexionswerkzeug genutzt. Da die meisten Leser sicherlich über eigene Seminarerfahrung verfügen, wirken diese Beispiele wie Relikte aus den 80`ern und behandeln die "Zuschauer" etwas kindlich.
Die Methodensammlung im 2. Teil ist übersichtlich und als Ideenpool nett. Hier werden Methoden, Übungen und Tipps, die im Buch bereits erwähnt wurden, nochmals etwas ausführlicher dargestellt. Doch warum dies auf einer CD-ROM und nicht im Rahmen des Buches eingefügt wird, erschließt sich mir nicht ganz. Besonders das gute Glossar am Ende des Buches hätte sich hier vielleicht erweitern lassen. Eine These des Autors ist die Relevanz der Methodenabwechslung. Vielleicht möchte er damit dieser Idee Rechnung zu tragen.
Wer sollte sich das Buch nun kaufen?
Wie auf der Buchrückseite mitgeteilt, ist dies ein Grundlagenbuch. Es eignet sich besonders gut für Neulinge im Trainingsbereich. Zu allen wesentlichen Themen gibt es Richtlinien, Anmerkungen, Methoden und Strukturhinweise, die für den Verlauf eines Seminars bedeutsam sind. Für alte "Trainingshasen" dient das Buch wohl eher als interessante Checkliste, um das eigene Können und Tun zu reflektieren bzw. zu verbessern, was ich jedoch bei der Lektüre als Bereicherung erlebte.
Der tiefere Sinn der CD-ROM bleibt mir ein Rätsel und mindert den guten Gesamteindruck. Der Preis wirkt überhöht (Euro 50.-) und wird dadurch wohl eher die hochmotivierten Neueinsteiger zum Kauf ausreichend animieren. Diese können sich dann aber dafür beruhigt und gut vorbereitet ihren folgenden Seminaren zuwenden.
