Praxishandbuch Coaching
Einsatzfelder, Grenzen und Chancen
Autor: S. Teuber (Hrsg.)
Verlag: Vahlen, 2005, 1. Auflage
Dass die 15 Autoren dieses Buches alle Mitglieder im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU sind, darf als Gütesiegel gelten. Coachingverläufe und deren methodische Durchführung wird konkret und praxisnah dargestellt. Obwohl natürlich die "Fälle" fast alle einen positiven Verlauf nehmen (in der Realität wird wohl dies nicht derart gehäuft auftreten), sind wenig "geschönt" auftretende Schwierigkeiten benannt und Ideen entwickelt, wie die Probleme gelöst werden können. Hier die Themenbereiche, des knapp 400 Seiten Werkes:
- Einführung
- Coaching zur beruflichen Orientierung
- Coaching zur Konfliktbearbeitung
- Coaching zur Qualifizierung von Mitarbeitern
- Führungskräfteentwicklung
- Coaching von Teams
- Vertriebscoaching
- Coaching zur strategischen Orientierung
- Unternehmenscoaching
- Autorenverzeichnis, Glossar, BDU-Darstellung, Stichwortverzeichnis.
Sämtliche Beiträge sind ungefähr nach folgendem Schema gegliedert, was die Lesbarkeit und Vergleichbarkeit der Beiträge erleichtert:
Zunächst werden 4-6 Eingangsfragen gestellt, die im Artikel beantwortet werden sollen. Beispielsweise (dargestellt durch einer von zwei Damen im Pool) ein Coachingverlauf, der einer Konfliktklärung zwischen Chef und Back-Office dient: Welche typischen Ursachen bei Konflikten zwischen Vorgesetzten und Back-Office gibt es? Wie kann bei solchen Konfliktsituationen vorgegangen werden? Wie sieht dafür ein typischer Coachingverlauf aus? Meist folgen dann einige allgemeine Überlegungen des Coaches zu seinem persönlichen Coachingverständnis, zur Aufgabenstellung oder dienen der Einführung ins Thema.
Die Darstellung der Ausgangssituation, in der das Coaching angefragt wurde, lässt sehr lebendig und realistisch die Situation erkennen, mit der der Coach konfrontiert wird. Hier finden Sie einen Querschnitt verschiedenster Branchen: Von einer mittelständischen Bank, deutsche Großunternehmen, Einzelcoaching von Managern, in denen auch persönliche Themen in die berufliche Ausrichtung mit hineinspielen etc. Das abwechslungsreiche Bild, durch die sehr unterschiedlichen Coaches und ihre ebenso unterschiedliche und meist differenzierte Herangehensweise, als auch die Problemsituationen in ihrer spezifischen Ausprägung, lassen keine Langeweile aufkommen.
Nun folgt die Darstellung der Coachingstruktur. Hier werden die ausgewählten Methoden sowie der Prozessverlauf erläutert, begründet und anhand der realen Ereignisse nachvollzogen. Unvorhergesehnes findet ebenso seinen Platz (bspw. schafft ein Manager zwar durch das Coaching nicht den erhofften Karrieresprung, erkennt jedoch, dass seine Begabungen woanders liegen, zieht die Konsequenz und verlässt das Unternehmen, um woanders eine geeignete Position erfolgreich zu bekleiden), als auch gezielte Begleitung zu gewünschten Veränderungen hin.
Interessant sind ausführliche theoretische Einlagen von Coachingtools. Das zur Zeit beliebte "Storytelling" wird im Kapitel "Coaching als Hilfe zur Selbsthilfe" einfühlsam dargestellt. Der Vorteil von Geschichten liegt z.B. darin, dass "...die Einsicht, die in einer Geschichte verpackt ist, von dem Gecoachten aufgenommen und als seine eigene Erkenntnis erlebt oder (noch) nicht verstanden wird." Dieses Beispiel zeigt, wie die Autoren bemüht sind, ihre Kapitelüberschriften in Kongruenz zu den Inhalten zu vermitteln.
Jeder Beitrag schließt mit einem Fazit, der sowohl das eigene Vorgehen als auch den Nutzen des Coachings für den Coachee herausstellt. Einige Literaturangaben beenden die Artikel. Ein Glossar am Ende erläutert einige der im Buch aufgetauchten Fachbegriffe. Da die Kriterien der Auswahl unklar bleiben und die Definitionen teilweise sehr subjektiv sind, ist es zwar unterhaltsam zu lesen, sein Sinn bleibt jedoch etwas unklar.
Kritisch bleibt anzufügen, dass man bei einigen Autoren den Eindruck hat, dass es ihnen mehr um die Profilierung der eigenen Person denn um die Vermittlung von Inhalten an das Leserpublikum geht. Hier strotzen dann Fachausdrücke und Analysen auf der Meta...Metaebene. Kleine praktische Ausschnitte aus der konkreten Arbeit hätten hier mehr überzeugt. Doch bleiben diese Erscheinungen mehr die Ausnahme.
Zielgruppe: Berater werden Anregungen für ihre eigene Arbeit erhalten. Führungskräfte erfahren, was sie tatsächlich von seriösen Coaches erwarten dürfen. Alle, die sich ein Bild über solide und ernsthafte Beratungstätigkeit machen wollen. Ein ansprechendes Lehrbuch, das den (immer noch umstrittenen) Ruf des Coachingberufes sicherlich qualitativ fördern wird und zeigt, dass gutes Coaching weniger Hexenwerk, sondern mehr solides Handwerk, anspruchsvolle (leider nicht ganz billige) Dienstleistung und freundliche Begleitung eines anderen in schwierigen Situationen ist.