Organisationsentwicklung und Konfliktmanagement
Innovative Konzepte und Methoden
Hrsg.: R. Ballreich / M. Fröse / H. Piber
Verlag: Haupt, 1. Auflage 2007
Dieses Buch kann im weitesten Sinn als Hommage an Friedrich Glasl verstanden werden, zu dessen 65. Geburtstag es erschien. Inhaltlich finden Sie vielfältiges zu Konfliktmanagement und der Glasl`schen geprägten Organisationsentwicklung.
Mit einem umfangreichen Werk von fast 600 Seiten stellen die Herausgeber insgesamt 28 Beiträge vor. Diese beschäftigen sich zum einen schwerpunktmäßig mit der Organisationsentwicklung, besonders wie sie Herr Glasl und seine Kollegen verstehen. Zum zweiten mit dem weiten Feld der Konfliktforschung, Mediation und Konfliktmanagement. Hier sind die theoretischen Hintergründe weitaus vielfältiger. Ein dritter kleiner Teil am Ende dient dazu, Herrn Glasl zu würdigen.
Naturgemäß ist bei einer derartig hohen Zahl an unterschiedlichen Autorinnen und Beiträgen für den Leser mal mehr mal weniger Interessantes oder bekanntes dabei. Daher ist diese Rezension nicht als Gesamtbewertung zu verstehen, sondern eher als persönlicher Eindruck der Rezensentin, die eben mehr oder weniger Interessantes fand.
Zu Anfang etwas Kritik: Leider versprechen die Herausgeber vollmundig, einen Überblick zum aktuellen Stand der Organisationsentwicklung. Dies ist leider nur lückenhaft geschehen. Denn Herr Glasl hat hier sicherlich eine hochverdiente Pionierarbeit in bestimmten Bereichen geleistet. Neben ihm gibt es jedoch vielfältige und differenzierte Modelle und Theorien anderer Schulen, die kaum Erwähnung finden. Hat man diese Kröte geschluckt, kann man sich dem Buch gelassen zuwenden und sicherlich Anregung und fundiertes Wissen aufnehmen.
Im ersten Teil werden aufgrund des sowohl anthroposophisch, christlich und humanistisch geprägten Methodenrepertoires Organisationen betrachtet und ihre Probleme analysiert.
Unter dem Motto: „Organisationsentwicklung/Managementberatung“ finden Sie auf knapp 200 Seiten Vermischtes.
Das von Glasl geprägte Trigon Konzept, etwas esoterisch angehauchte Ideen von Ken Wilber und kontemplative Arbeitsweisen prägen diesen Bereich. In Zeiten der wachsenden Wertediskussion sind diese Beiträge sicherlich ein spezieller Blickwinkel. Überschriften sind:
- Licht und Schatten in Organisationen
- Aus der Quelle schöpfen: Intuitive Methoden in der Organisationsentwicklung – Ein Weg zu mehr Feinfühligkeit und Tiefe
- Lebendige Wahrnehmung von Ganzheiten –Goethes Bedeutung für Organisationsentwicklung
- Integration der Entwicklungsfunktion im Unternehmen b- Strategie – Organisations- und Personalentwicklung als gemeinsame Aufgabe
- Marktwirksame Unternehmensentwicklung – das Trigon-Modell zu Marketing und Organisationsentwicklung
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Im zweiten Teil fand die Rezensentin interessante Ausführungen zur internationalen Konfliktforschung oder auch der Blick von Mediation im Unternehmen. Das Motto lautet hier: „Internationale Friedensarbeit/Konfliktmanagement und Mediation“ wird die Leserschaft umfassend in den aktuellen Stand zum Konfliktmanagement eingeführt.
Der Blick hinter die politische Bühne und Erfahrungsberichte von Mediatoren zeigen anhand der Konflikte in Nahost oder bei dem erst kürzlich beigelegten Konflikt in Nepal wie Vermittlung im ganz Großen erfolgreich eingesetzt werden kann.
Hier heißen die Überschriften des ca. 300 Seiten dicken Teils:
- Interaktive Problemlösung . ein sozialpsychologischer Ansatz zur Lösung von Konflikten am Beispiel Nahost
- Die sieben Todsünden in anderer Sicht – Vier Thesen
- Die Mühen der Ebene – wie das Glasl`sche Eskalationsmodell in die wissenschaftliche Community einsickerte
- Inspirationen aus der Malerei für Mediation und Beratung
- Vom Konflikt zum Dialog – Martin Bubers „Zwischen“ als Ansatz in der Mediation
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Begriffsdifferenzierungen zwischen Konfliktmanagement, Mediation, Beratung, Schiedsverfahren, Peace-keeping, Power-Mediation etc. helfen dem Leser, sich im nicht immer klar abgegrenzten Thema zurechtzufinden. Einzelne konkrete Beispiele wechseln sich mit eher theoretischen Überlegungen ab. So ist das gesamte Buch eine abwechslungsreicher Spiegel zum aktuellen Stand. Wohlgemerkt stark Glasl-Trigonlastig.
Ihm wird dann im dritten Teil: „Zum Lebenswerk von Friedrich Glasl“ nochmals Beachtung geschenkt. Ein Interview als auch eine Betrachtung seiner Biographie bieten Einblick in sein Werk
Zielgruppe sind alle an Konfliktmanagement interessierten Menschen. Die Organisationsentwicklung war der Rezensentin zu stark auf Glasl abgestimmt und daher nicht als realistischer Überblick geeignet.
Fundiert sind jedoch alle Beiträge und zeugen von ernsthafter Auseinandersetzung mit den Themen in der Beratung. Teilweise sind hochkarätige Wissenschaftler zu Wort gekommen, die gerade im Bereich internationale Friedensarbeit den Blick über den Tellerrand sicherstellen.