Methoden-ABC im Coaching
Praktisches Handwerkszeug für den erfolgreichen Coach
Autor: W. Vogelauer
Verlag: Luchterhand, 2005, 4. überarbeitete Auflage
Für unterschiedlichste Beratungssituationen gibt der Autor Hinweise und Methoden an die Hand, die im Coaching zügig umgesetzt werden können. Mit einer allgemeinen Einführung des ca. 280 Seiten starken Buches, in der er seine Sicht des Berufsprofils des Coachs darstellt, erläutert er die fachlichen und ethischen Voraussetzungen, denen aus seiner Sicht ein professioneller Coach unterliegt. Auch wird ein idealtypischer Coachingverlauf in seinen Phasen, von Beginn bis Evaluation, grob vereinfacht, doch nachvollziehbar vorgestellt. Dann folgen 99 Methoden, nach dem ABC sortiert.
Hier ist leider der erste Kritikpunkt anzusetzen. Da er sehr spezielle Begriffe für seine Methoden wählt und der Arbeitsalltag eines Beraters durch zu bearbeitende Themenbereiche geprägt ist, dient diese Sortierung weniger als Nachschlagewerk für spezielle Themen. Man muss tatsächlich das gesamte Werk durchlesen, um sich für die Überschriften eine eigene Auswahl und Sortierungshilfe zurecht zu basteln. Dieser Mangel wird nur schwach durch einige Hinweise zur thematischen Gliederung der 99 Kapitel am Anfang gemildert.
Erfreulich ist dann die Gliederung der einzelnen Methoden, die strikt nach dem gleichen Muster vorgeht. Dies erhöht die einfache Lesbarkeit:
- Thema
- Voraussetzung für den Coach (persönliche und fachliche Kompetenzen, Methodenkenntnisse und spezielle Modelle)
- Ziele (was kann mit der Methode im Idealfall erreicht werden? Was glaubt der Coach, braucht der Klient?)
- Ausgangssituation und Indikatoren (mit welchen Problemen könnte ein Coachee von dieser Technik profitieren?)
- Vorgehen (mit ungefährer Minutendauer bei genauer "Befolgung")
- Autor (von wem stammt die Methode?)
- Literatur, werden in dieser Reihenfolge als Struktur konsequent genutzt.
Bei den Voraussetzungen sollte man sich selbst gegenüber Milde üben, da die teilweise sehr speziellen Methoden aus den unterschiedlichsten Bereichen der Psychologie, Kommunikationstheorien, therapeutischen Richtungen etc. kaum jedem Leser in diesem Umfang bekannt sein dürften. Sie dienen jedoch meist mehr als Hintergrundinformation denn als tatsächliche Hürde für die weiteren Ausführungen.
Die Ziele geben Anhaltspunkte, wann die Methode genutzt werden könnte. Die teilweise ebenfalls recht spezifisch wirkenden Ausgangssituationen engen manchmal den Blick fast für die tatsächliche Nutzbarkeit ein. Zugleich wird durch sie der Einsatz der Übung plastischer und, besonders für Anfänger womöglich, einfacher zu verstehen. Indikatoren dienen ebenfalls des Erkennens einer geeigneten Situation.
Dieses Vorgehen stört die Rezensentin, da es etwas lehrbuchhaft und damit "starr" wirkt. Hier sind die jungen BeraterInnen wohl als Zielgruppe gedacht. Alle anderen wissen, dass Gespräche sehr selten so idealtypisch ablaufen. Daher gilt auch hier: Als Anregung können die Situationsbeschreibungen dienen, mehr eher nicht.
Grundsätzlich leistet dieses Buch einen weiteren pragmatischen Beitrag auf dem Coachingmarkt. Es wird gezeigt, dass Beratung kein Wunderwerk ist, sondern auf konkreten Methoden und Kenntnissen aufbaut. So lohnt es sich auch die einzelnen Kapitel zu lesen, da viele Grafiken und ausführende Beschreibungen der Methoden, vielfältige Hinweise bieten. Dass die gezeigten Methoden teilweise technisch und akademisch wirken, sollte man berücksichtigen und die eigene Beratungstätigkeit nicht nur auf diese Übungen abstellen.
Die Zielgruppe kann fast ausschließlich im Trainer- und Beraterbereich gesucht werden. Diese können sicherlich - je nach Erfahrungshintergrund - Anregungen für ihre Tätigkeit finden. Neueinsteiger erhalten eine Menge Repertoire zum Ausprobieren an die Hand.